Berlin, 15.12.2022. Zum ersten Mal werden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag,19. Dezember bei Sonnenuntergang die Kerzen am Chanukka-Leuchter der Familie des Kieler Rabbiners Posner in Deutschland angezündet.
Im Jahr 1931 fotografierte Rahel Posner, die Frau des Rabbiners, in Kiel den Chanukka-Leuchter auf ihrer Fensterbank. Dieses ikonische Foto der Chanukkia – vor dem Hintergrund des mit einer großen Hakenkreuzfahne beflaggten Gebäudes der NSDAP-Kreisleitung – erlangte Jahrzehnte nach der Shoah weltweite Aufmerksamkeit. Über 90 Jahre nach Entstehung des Fotos kehrt der Chanukka-Leuchter aus Anlass des jüdischen Lichterfestes für kurze Zeit nach Deutschland zurück.
Akiba Posner, damals Rabbiner in Kiel, gelang die Flucht zusammen mit seiner Familie nach Palästina. Viele Jahre später stellten die Nachfahren von Akiba und Rahel Posner den Chanukka-Leuchter der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem zur Verfügung. Dort ist er heute im Museum zur Geschichte des Holocaust ausgestellt. Die Bedingung: Jedes Jahr, zu Chanukka, darf die Familie Posner ihren Leuchter aus Yad Vashem „nach Hause“ bringen, um zu feiern und zu gedenken.
Erstmals besuchen die Nachfahren von Rahel und Akiba Posner deren einstige Heimat, Kiel und Berlin. Ihr Anliegen ist, im Dialog mit den Menschen in Deutschland die Erinnerung wachzuhalten. Mit im Gepäck ist jener Leuchter, der durch das Foto und die Zeilen Rahel Posners auf der Rückseite berühmt geworden ist. Dort steht geschrieben: „‚Juda verrecke‘ Die Fahne spricht – ‚Juda lebt ewig‘ Erwidert das Licht.“
Organisiert wurde die Reise vom deutschen Freundeskreis Yad Vashem. Ruth Ur, Geschäftsführerin des deutschen Freundeskreises Yad Vashem: „Wo keine Menschen mehr sind, tragen Objekte die Erinnerung an die Shoah weiter. Und sie tragen die Mahnung in sich, gegen Antisemitismus und Rassismus, Hass und Gewalt wachsam zu sein. Der Leuchter der Posners steht exemplarisch dafür.“
Noch bis Samstag ist der Chanukka-Leuchter im Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof Herzstück einer ihm gewidmeten Ausstellung. Danach bringen die Enkel der Familie Posner die Chanukkia ins Schloss Bellevue.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Montag, 19. Dezember, dem zweiten Tag Chanukka, zusammen mit den Enkeln „wie zu Hause“ zwei Kerzen anzünden. Damit soll ein leuchtendes Zeichen gegen Hass und Gewalt gesetzt werden.
Dani Dayan, Vorsitzender der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem: „Nächste Woche entzündet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit den Nachkommen von Rahel und Rabbiner Akiba Posner die Kerzen des Chanukka-Leuchters. Es ist ein Symbol für Deutschlands Engagement für das Gedenken an den Holocaust. Die fortwährende Nutzung dieses ikonischen Objekts repräsentiert nicht nur die persönliche Geschichte der Familie Posner, sondern auch das Erbe der Opfer und Überlebenden der Shoah."
Mit der Kampagne #LichtZeigen hat der deutsche Freundeskreis von Yad Vashem in diesem Jahr eine neue Form des Erinnerns ins Leben gerufen, in deren Zentrum Gegenstände aus der Sammlung von Yad Vashem stehen. Anhand von Objekten, die ihre Ursprungsorte verlassen mussten, werden Geschichten neu erzählt und Erinnerung für jeden zugänglich gemacht. So war am diesjährigen Holocaust-Gedenktag an vielen Fenstern Deutschlands das ikonische Foto von Rahel Posner zu sehen. Über 80.000 Exemplare dieses Fotos wurden als Abziehfolie verteilt mit dem Aufruf, diese sichtbar zu platzieren: als Zeichen dafür, dass die Erinnerung an den Holocaust nicht vergessen werden darf.
Eine der zentralen Aufgaben des 1997 in Frankfurt am Main gegründeten deutschen Freundeskreises von Yad Vashem ist es, die Arbeit der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Dafür stärkt der Verein nicht nur die Beziehungen zwischen der Holocaust-Gedenkstätte und deutschen Institutionen, sondern bietet zahlreiche Bildungs- und Gedenkprogramme in Zusammenarbeit mit Yad Vashem an.
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